
Wer hätte gedacht, dass die Grünen und RWE so gut zusammenpassen? Die Partei, die einst für den Atomausstieg und den Klimaschutz kämpfte, hat sich nun mit dem Energiekonzern, der noch bis 2030 Braunkohle verbrennen will, auf einen Kompromiss geeinigt. Ein Kompromiss, der vor allem RWE zugutekommt: Zwei Kohlekraftwerke dürfen länger laufen, die Siedlung Lützerath wird abgebaggert und der Konzern bekommt eine satte Entschädigung vom Staat.
Aber das ist noch nicht alles: Ein enger Vertrauter von Außenministerin Annalena Baerbock, Titus Rebhann, wird ab März 2023 Cheflobbyist bei RWE in Berlin. Er soll dort die „politischen Meinungsbildungsprozesse zu wesentlichen energiewirtschaftlichen Themen“ begleiten. Natürlich ohne Kontakt zum Auswärtigen Amt, das wäre ja unanständig. Rebhann war bis Ende 2021 Leiter von Baerbocks Bundestagsbüro und wechselte dann mit ihr ins Ministerium. Dort ließ er sich aber schon Mitte Oktober freistellen, um sich auf seine neue Herausforderung vorzubereiten.
Rebhann ist nicht der einzige Grüne, der gute Beziehungen zu RWE pflegt. Auch Umweltminister Oliver Krischer aus Nordrhein-Westfalen war einst sein Chef: Rebhann leitete während Krischers Zeit im Bundestag acht Jahre lang dessen Büro. Krischer ist einer der Architekten des RWE-Kohlekompromisses, den er als „historisch“ bezeichnete. Er lobte auch die „Transformation“ des Unternehmens hin zu erneuerbaren Energien. Eine Transformation, die Rebhann nun unterstützen wird.
Wie schön, dass die Grünen und RWE sich so gut verstehen. Schließlich haben sie ja auch viel gemeinsam: Sie sind beide grün – zumindest in ihrem Logo. Sie sind beide für die Energiewende – zumindest in ihren Reden. Und sie sind beide für die Demokratie – zumindest solange sie ihre Interessen vertritt.
Was sagen eigentlich die Klimaaktivisten und die Bürgerinnen und Bürger zu dieser innigen Freundschaft? Ach, die sind doch nur neidisch. Sie verstehen einfach nicht, wie Politik funktioniert. Politik ist eben die Kunst des Möglichen. Und das Mögliche ist eben das, was RWE will.